Aufgaben und Ziele

Aufgaben und Ziele

Die verantwortungsvolle Rolle, die der Parco Natura Viva in seiner Funktion als Zentrum für vom Aussterben bedrohter Tierarten spielt, ist gleichermaßen ambitioniert wie reizvoll. Heutzutage gehört  zu den ureigenen Aufgaben eines modernen zoologischen Gartens die Bewahrung der Artenvielfalt unter vielfältigsten Aspekten, die sich in drei Bereiche gliedern lassen BEWAHRUNG BEDROHTER ARTEN, FORSCHUNG, BILDUNGSARBEIT.

ERHALTUNG (Bewahrung vom Aussterben bedrohter Arten in- und außerhalb deren originärer Verbreitungsgebiete, Erarbeitung von Strategien zur Sicherung des Überlebens sowie die kontrollierte Betreuung dieser Arten); FORSCHUNG (Optimierung der Tierhaltung mit besonderem Augenmerk auf  Populationsbiologie, Wohlergehen der Tiere, Verhaltensökologie, Ausbildung kognitiver  Fertigkeiten und Veterinärmedizin); BILDUNGSARBEIT (Sensibilisierung der Allgemeinheit hinsichtlich der Bedeutung unterschiedlicher Spezies auf unserem Planeten, Entwicklung eines kollektiven Bewusstseins zur Bewahrung unserer Umwelt, Erziehung der jungen Generation zum Respekt gegenüber der Umwelt).

Dies ist das Instrumentarium, das uns zur Bewahrung der Tierarten und ihres Lebensraumes weltweit zur Verfügung steht. Im Laufe seiner 40jährigen Geschichte hat der Parco Natura Viva sich stets als eine Institution betrachtet, die Menschen für das Anliegen der Bewahrung der Artenvielfalt sensibilisiert, namentlich durch die Entwicklung von Bildungs – und Informationsprogrammen zum Thema Artenschutz  sowie durch Forschungsprojekte in situ und ex situ zum Schutz bedrohter Tierarten und deren Lebensraumes. 

Der Park ist Mitglied in folgenden bedeutenden Fachgesellschaften: die Italienische Zoo- und Aquariengesellschaft, European Association of Zoos and Aquaria (EAZA), World Association of Zoos and Aquaria (WAZA). Besonders eng ist die Zusammenarbeit mit der EAZA. Hinsichtlich der Erhaltung gefährdeter Arten, beziehen wir uns auf das EEP (europäisches Programm für vom Aussterben bedrohte Arten) und Zuchtprogramme des ESB (Europäisches Zuchtbuch).

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Erhaltung bedrohter Tierarten

Arterhaltung „ex situ“

Die international durch das Artenschutzabkommen anerkannte Arterhaltung ex situ (d.h. außerhalb ihres natürlichen Lebensraumes) ist eines der obersten Prinzipien des Parklebens, wo es täglich um die Haltung und Aufzucht von Tierarten geht, die weit entfernt von ihrem natürlichen  Habitat leben
 
Der Parco Natura Viva ist an zahlreichen europäischen Tierhaltungsprogrammen unter kontrollierten Bedingungen beteiligt, den sog. EEP (European Endangered species Programm), die die Haltung der in den einzelnen Zoos betreuten Tiere so vorsehen, als seien sie Teil einer einzigen Population.
Darüber hinaus ist der Parco Natura Viva europäischer Koordinator des ESB (European Studbook) für Kattas (Lemuren), ein im Vergleich zum EEP weniger intensives Haltungsprogramm.
Zur Unterstützung dieser Programme gibt es ein auf der Basis von ISIS (International Species Information System) erstelltes internationales Datenarchiv.
Ferner arbeitet der Parco Natura Viva mit der CITES-Einheit der Staatlichen Forstbehörde zwecks Aktualisierung von Normen hinsichtlich des Handels mit und der Haltung von vom Aussterben bedrohter Tierarten nach  dem Washingtoner Artenschutzabkommen von 1973 (CITES Convention on International Trade of Endangered Species of wild fauna and flora) zusammen. 
Der illegale Handel mit Tieren und Pflanzen ist in der Tat ein Hauptgrund für das Verschwinden zahlreicher Tier-und Pflanzenarten in der freien Natur. Italien hat dieses Abkommen 1975 ratifiziert und am 31. Dezember 1979 traten die entsprechenden Verwaltungsvorschriften in Kraft: erst 1992 wurde endlich ein Gesetz erlassen, das entsprechende Verstöße unter Strafe stellt.

Arterhaltung „in situ“

Unter Arterhaltung „in situ“  versteht man alle Maßnahmen zugunsten des Schutzes bedrohter Arten in deren ursprünglichem Lebensraum. Der Parco Natura Viva verfolgt dieses Ziel in zweifacher Hinsicht, einmal durch Förderung von Forschungs- und Sensibilisierungsvorhaben und zum anderen durch Unterstützung von Organisationen, die auf internationaler Ebene die Realisierung von Artenschutzprojekten verfolgen.   

uns anvertraute Tiere

Seit seinem Bestehen hat der Parco Natura Viva spontane Schenkungen von Wild- und exotischen Tieren, vornehmlich Vögel und Schildkröten, von Besuchern, Öffentlichen Einrichtungen  und sonstigen Organisationen erhalten. 
Nach Inkrafttreten der strengen Normen des CITES-Abkommens (Washingtoner Artenschutzabkommen)  erhielt der Park in den letzten Jahren immer häufiger Tiere, die von den zuständigen staatlichen Behörden  beschlagnahmt worden waren.
Papageien und Schildkröten gehören zu den am häufigsten beschlagnahmten Arten, aber es gibt auch Fälle von Schimpansen und sogar großen Raubkatzen. Die Betreuung dieser Tiere erfordert, neben geeigneten und kostenintensiven Gehegen auch eine spezielle Professionalität des Tierpflegepersonals sowie die Auflage bestimmter Programme zur Verhaltenskontrolle einzelner Tiere mit dem Ziel, für eine Verbesserung ihres Wohlbefindens zu sorgen. 

Forschung

Innerhalb der italienischen Zoogemeinde verfolgt der Parco Natura Viva ein besonders aktives Forschungsprogramm. Im Oktober 2008 hat er die erste nationale Konferenz zu zoospezifischen Forschungsergebnissen veranstaltet. Dieses Treffen hat sich zu einem wichtigen jährlich stattfindenden Ereignis entwickelt. Seine Forschungen zielen auf Verbesserung der Tierhaltung,  Bewahrung des natürlichen Lebensraumes ebenso wie auf Gewinnung neuer Erkenntnisse um Tierbiologie (Sozialverhalten usw.) und Wohlbefinden (Enrichment, Training) ab. Viele Studenten schreiben ihre Abschlussarbeiten unter der Betreuung unserer Forschungsabteilung und verschiedene wissenschaftliche Publikationen erscheinen jedes Jahr.

Umwelterziehung

Die in Zoologischen Gärten stattfindende Umweltbildung hat die grundlegende Aufgabe, den Besuchern die untergebrachten Tiere näher zu bringen, sie zu begleiten, um ein Bewusstsein für die Bedeutung des Artenschutzes zu entwickeln.
Auf diese Weise spielt es sowohl auf ökologischer als auch auf kultureller Ebene eine wichtige Rolle: Fortschritte im Naturschutz hängen von der Entwicklung des Verständnisses der Öffentlichkeit für die Beziehungen zwischen Arten, der Umwelt und menschlichen Handlungen ab.
Der Beitrag, den die Umweltbildung direkt leisten kann, durch die Interaktion mit den Besuchern, aber auch durch Eingriffe in die Entwurfsphase für die Einrichtung von Tierabteilungen oder die Umsetzung von Naturschutzprojekten, ist daher grundlegend.